16.–18. Juni 2022
Münster
Europe/Berlin Zeitzone

Merkmale kognitiv-reflexiver und kognitiv-motorischer Aktivierung im Fach Sport und deren formative Evaluation

16.06.2022, 16:00
20m
Leo 21

Leo 21

2b| Beitrag im Arbeitskreis AK 1.4

Sprecher

Christian Herrmann (Pädagogische Hochschule Zürich)

Beschreibung

Problemstellung
In der deutschsprachigen Unterrichtsforschung konnten sich die drei Unterrichtsdimensionen Klassenführung, Unterrichtsklima sowie kognitive Aktivierung etablieren. Im systematischen Review (Herrmann & Gerlach, 2020) wurde deutlich, dass sich auch Fachdidaktiker:innen des Faches Sport zunehmend an dieser Dimensionierung orientieren, wobei die Dimensionen und die zugehörigen Merkmale fachspezifisch akzentuiert werden. Während die sportspezifischen Ansätze eine gute Passung zu den Dimensionen Klassenführung und Unterrichtsklima aufwiesen, zeigte sich, dass die kognitive Aktivierung für das Fach Sport ausdifferenziert werden muss.
Was jedoch eine gelingende kognitive Aktivierung ausmacht, wird in den Fachdidaktiken und auch in den Sportwissenschaften kontrovers diskutiert. In Abhängigkeit der didaktischen und lerntheoretischen Modellierung des Faches werden für den Sportunterricht unterschiedliche Kognitionen als bedeutsam erachtet, um fachbezogene Lernprozesse zu unterstützen.

Methodisches Vorgehen
Im Beitrag werden ausgehend von fachübergreifenden Konzeptionen der kognitiven Aktivität und Aktivierung Besonderheiten des Faches Sport herausgearbeitet, indem zu Grunde liegende Lernprozesse aus sportwissenschaftlicher Perspektive herangezogen werden. Es werden zum einem Konzeptionen aus der Sportdidaktik (u. a. Niederkofler & Amesberger, 2016) in den Blick genommen, welche vornehmlich durch ein verständnisbezogenes Lernen den Erwerb von expliziten Handlungswissen anzielen. Darüber hinaus werden Konzeptionen aus der Sportmotorik (u. a. Künzell, 2021) herangezogen, welche beim Bewegungslernen vornehmlich das implizite Bewegungskönnen anzielen.

Befunde
Um dem breiten Erziehungsanspruch des Faches Sport nachzukommen wird neben der kognitiv-reflexiven Aktivierung auch eine kognitiv-motorische Aktivierung vorgeschlagen. Während die Merkmale der kognitiv-motorischen Aktivierung (u. a. Differenzierung, konstruktive Rückmeldung) der Erreichung der qualifikationsbezogenen Handlungsfähigkeit ([Bewegungs-] Können im Sport) dienen, zielen die Merkmale der kognitiv-reflexiven Aktivierung (u. a. Verarbeitung, Fokussierung) auf die Erreichung der reflexiven Handlungsfähigkeit ([Handlungs-] Wissen im Sport).

Diskussion
Da die Aktivierung nur vor dem Hintergrund der Ziele und Inhalte bewertet werden kann, wird im QUALLIS-Rahmenkonzept die kognitiv-reflexive und kognitiv-motorische Aktivierung um die Dimension der Ziel- und Inhaltsauswahl ergänzt.

Literatur
Herrmann, C. & Gerlach, E. (2020). Unterrichtsqualität im Fach Sport – Ein Überblicksbeitrag zum Forschungsstand in Theorie und Empirie. Unterrichtswissenschaft, 48, 361–384.
Künzell, S. (2021). Aktuelle Motoriktheorien. In A. Güllich & M. Krüger (Hrsg.), Bewegung, Training, Leistung und Gesundheit (S. 1–17). Springer.
Niederkofler, B. & Amesberger, G. (2016). Kognitive Handlungsrepräsentationen als Strukturgrundlage zur Definition von kognitiver Aktivierung im Sportunterricht. Sportwissenschaft, 46, 188–200.

Hauptautor

Christian Herrmann (Pädagogische Hochschule Zürich)

Präsentationsmaterialien

Es gibt derzeit keine Materialien.