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16.–18. Juni 2022
Münster
Europe/Berlin Zeitzone

‘Da werd‘n die halt mal nich in Watte gepackt‘ – Perspektiven von Lehrkräften und TherapeutInnen auf Rollstuhlbasketball im Schulsport spezifischer Sonderschulen

17.06.2022, 12:30
1 h 30m
Ballsporthalle

Ballsporthalle

4| Poster Postersession

Sprecher

Steffen GreveProf. Jessica Süßenbach (Leuphana Universität Lüneburg) Tjorven Göb (Leuphana Universität Lüneburg)Prof. Stephan Schiemann (Leuphana Universität Lüneburg)

Beschreibung

Der Schulsport an speziellen Sonderschulen ist äußerst selten im Blick der sportpädagogischen Forschung. Die dortigen Lerngruppen sind durch Heterogenität geprägt, und das pädagogische Personal, das in der Regel in multiprofessionellen Teams arbeitet, muss stark individualisierte Unterrichtsarrangements anbieten, um den unterschiedlichsten Bedürfnissen gerecht zu werden (Fediuk & Knoll, 2010). Wie dies bei der Vermittlung von Sportspielen gelingen kann, ist ein Erkenntnisstrang des vom Bundesinstitut für Sportwissenschaft geförderten Forschungsprojekts RoBaTaS – Rollstuhlbasketball vermitteln und Talente in der Schule spielend finden (Aktenzeichen: 070402/19-22). Konkret wird der Frage nachgegangen, wie ein wettkampforientiertes Sportspiel, welches genuin selektive Prozesse enthält, die z.B. entlang der Differenzkategorien Gender und Behinderung sichtbar werden (Greve & Süßenbach, 2021), von den PädagogInnen inszeniert und gedeutet wird.
Dazu wurden vier Lerngruppen (13-16 Jahre alte SchülerInnen) an speziellen Sonderschulen bei der Umsetzung eines Vermittlungskonzepts für Rollstuhlbasketball begleitet. Dazu wurden sieben Lehrkräfte, Physio- und ErgotherapeutInnen Leitfaden gestützt interviewt. Die Auswertung der Interviewdaten erfolgte mithilfe der Kodierverfahren der Grouded Theory (Strauss & Corbin, 1996). Nach einem ersten Durchlauf in zwei Lerngruppen (drei pädagogische Fachkräfte) erfolgte eine erste Auswertung und die Entwicklung eines vorläufigen Kategoriensystems. Anschließend wurde eine weitere Erhebungsphase in zwei Lerngruppen (vier pädagogische Fachkräfte) durchgeführt. Abschließend wurden auch diese Daten offen und axial kodiert und ein finales Kategoriensystem entwickelt.
Die Ergebnisse zeigen starke Ambivalenzen bzgl. der intendierten Zielsetzungen, die die PädagogInnen beschreiben. Zwar werden die unterschiedlichen Voraussetzungen der SchülerInnen bzgl. technischer und taktischer Umsetzung des Spiels als Ausgangspunkt der Vermittlung beschrieben. Dazu wird herausgestellt, dass alle teilhaben dürfen und sollen, aber auch die Wichtigkeit von Erfolg im Wettspiel wird betont. Die dadurch auftretenden selektiven Prozesse werden dazu nicht nur in Kauf genommen, sondern positiv gewendet, wie das Zitat im Titel des Beitrags zeigt. Es wird somit deutlich, dass die genuine Figur des Inhalts Sportspiel einen selektiven Einfluss auf die Inszenierung des Angebots hat, was an Sonderschulen eher ungewöhnlich ist.

Literatur
Fediuk, F. & Knoll, M. (2010). Sonderpädagogische Förderung. In N. Fessler, A. Hummel & G. Stibbe (Hrsg.), Handbuch Schulsport (S. 336-354). Schorndorf: Hofmann.
Greve, S. & Süßenbach, J. (2021). ‘Save the Queen‘ - Female national wheelchair basketball players in gender-homogeneous and gender-heterogeneous competitive sport. German Journal of Exercise and Sport Research. https://doi.org/10.1007/s12662-021-00791-x
Strauss, A. & Corbin, J. (1996). Grounded Theory: Grundlagen qualitativer Sozialforschung. Weinheim: Beltz.

Hauptautoren

Steffen Greve Prof. Jessica Süßenbach (Leuphana Universität Lüneburg) Tjorven Göb (Leuphana Universität Lüneburg) Prof. Stephan Schiemann (Leuphana Universität Lüneburg)

Präsentationsmaterialien