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16.–18. Juni 2022
Münster
Europe/Berlin Zeitzone

Interkulturelle Lernanlässe im internationalen Freiwilligendienst im Sport am Beispiel der Organisation Play Handball

17.06.2022, 12:30
1 h 30m
Ballsporthalle

Ballsporthalle

4| Poster Postersession

Sprecher

Steffen Greve (Leuphana Universität Lüneburg)Prof. Jessica Süßenbach (Leuphana Universität Lüneburg) David Storek (Leuphana Universität Lüneburg)

Beschreibung

Die internationale Freiwilligenarbeit erfährt in den vergangenen Jahren einen enormen Zuspruch, dies gilt auch für die Angebote in der sportbezogenen Entwicklungsarbeit. Für die jungen Erwachsenen bedeutet dies, sich in einer fremden Kultur einzufinden, und dort ihre sportbezogenen Kompetenzen einzubringen. Gleichzeitig bietet dieses Aufgabenfeld ver-schiedenste interkulturelle Lernanlässe. Daraus erwächst unmittelbar die Frage, wie solche Lernanlässe ausgestaltet und erlebt werden, und ob diese zum Erwerb interkultureller Kompe-tenzen führen bzw. vorhandene interkulturelle Kompetenzen beeinflussen.
Dazu wurden acht junge Erwachsene zu ihrem Freiwilligendienst bei der Organisation Play Handball in Südafrika befragt. Die Analyse der Leitfaden gestützten Interviews erfolgte im Lichte des Prozessmodells interkultureller Kompetenzen nach Deardorff (2006) und stellt mithilfe der qualitativen Inhaltsanalyse (Kuckartz, 2018) die Sichtweisen der Interviewten in den Mittelpunkt.
Die Ergebnisse zeigen verschiedene Lernanlässe im Rahmen des Freiwilligendienstes, die durch entsprechende Irritationen ausgelöst werden. Diese Ambivalenzen werden von den Freiwilligen kritisch reflektiert und mit ihren Erfahrungen und ihrem Leben in Deutschland verglichen. Neben der Lebenssituationen in Südafrika, die die Freiwilligen augenscheinlich nachhaltig beeindruckt hat, ist die sportbezogene Projektarbeit in der Organisation prägend. Hier betonen die Freiwilligen das ‚Potential des Sports‘, aber auch die Fremdheit der ‚weißen Sportart Handball‘. Diese Besonderheit führt ebenfalls zu interkulturellen Lernanlässen. Obgleich eine generelle Begeisterung der Kinder und Jugendlichen für das Training beobachtet wurde, nahmen die Freiwilligen teilweise Fremdzuschreibungen bis hin zur Diskriminierung wahr, da Handball mit den ‚Weißen‘ Freiwilligen verknüpft wird, die eine neue, unbekannte Sportart in das Land bringen. Da Sport generell in Südafrika eine spezielle Rolle während der Apartheid eingenommen hat (Chappell, 2005) und im Allgemeinen für seine eurozentrische Dominanz in Entwicklungsprogrammen kritisiert wird (Brand, 2020), könnten die Beobach-tungen der Freiwilligen zukünftig noch stärker als Reflexionsanlass für die Organisation ge-nutzt werden.

Literatur
Brand, A. (2020). Sport und globale Zusammenarbeit: Von Hoffnungen, Enttäuschungen und Erfolgen. In K. Petry (Hrsg.), Sport im Kontext von internationaler Zusammenarbeit und Entwicklung: Perspektiven und Herausforderungen im Spannungsfeld von Wissenschaft, Politik und Praxis (S. 103–117). Verlag Barbara Budrich.
Chappell, R. (2005). Race, gender and sport in post-apartheid South Africa. The Sport Journal, 8(4), 1–12.
Deardorff, D. K. (2006). Identification and Assessment of Intercultural Competence as a Student Outcome of Internationalization. Journal of Studies in International Education, 103), 241–266.
Kuckartz, U. (2018). Qualitative Inhaltsanalyse: Methoden, Praxis, Computerunterstützung. Beltz Juventa.

Hauptautoren

Steffen Greve (Leuphana Universität Lüneburg) Prof. Jessica Süßenbach (Leuphana Universität Lüneburg) David Storek (Leuphana Universität Lüneburg)

Präsentationsmaterialien