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16.–18. Juni 2022
Münster
Europe/Berlin Zeitzone

Potenzial der Genderforschung für den (De-)Kategorisierungsdiskurs in der Sportpädagogik

18.06.2022, 09:54
18m
BSH 41

BSH 41

2b| Beitrag im Arbeitskreis AK 4.3

Sprecher

Judith Frohn (dvs)

Beschreibung

Im Rahmen des Arbeitskreises „(De-)Kategorisierung in der Sportpädagogik“ möchte dieser Beitrag das Potenzial der Genderforschung für die Auseinandersetzung mit kategorialen Zuschreibungen in der Sportpädagogik beleuchten. Dass die Genderforschung hierfür gewinnbringende Impulse setzen kann, darauf verweisen verschiedene Autor:innen: So bezeichnen Budde und Blasse (2014) Geschlechterkonstruktionen als „Präzedenzfall für die Analyse von Wirkungsweisen sozialer Differenzkategorien“ (S. 16) und Rendtorff (2013) verweist auf die langjährige intensive Auseinandersetzung in der Genderforschung mit Machtverhältnissen sowie die Darstellung, Zuschreibung und Deutung von Geschlecht im Zuge der konstruktivistischen Wende. Auch die Reflexion des unüberwindbaren Dilemmas, dass sowohl die Anerkennung von (geschlechtsbezogenen) Differenzen als auch deren Nichtbeachtung zur Bestätigung kategorialer Ordnungen beitragen, ist Gegenstand des Genderdiskurses. Aus methodologischer Perspektive wird die nicht auflösbare Ambivalenz, Markierung von Gruppen als Besondere im Forschungsprozess vorzunehmen und damit die zu erforschenden Differenzen vorab festzulegen, unter dem Stichwort der Reifizierung seit langem problematisiert (Frohn, i. Dr.).
Im konkreten Handlungsfeld des Schulsports zeigt sich das „prekäre Verhältnis“ (vgl. Mecheril & Plößer, 2009, S. 204) zwischen einer dekonstruktivistischen Haltung, die Vereindeutigungen und Kategorisierungen zu vermeiden sucht, und „alltagsweltlicher Handlungsfähigkeit“ (ebd.) bzw. dem Handlungsdruck in konkreten Situationen sowie schulischen und sportbezogenen Routinen. Aus diesem Grund gibt es keinen situationsunabhängigen richtigen oder falschen Umgang mit Differenz bzw. keine eindeutige Empfehlung hinsichtlich einer (De-)Kategorisierung, sondern nur einen, mit Mecheril und Plößer (2009) gesprochen, „kritisch-reflexiven“ (S. 196) Umgang, in dem Differenzen in Kenntnis ihrer Konstruktionsmechanismen sowie des Dilemmas thematisiert werden. Bei einer entsprechenden Gestaltung unterrichtlicher Situationen hat die universelle Schüler:innenrolle auch das Potenzial, Differenzkategorien in schulischen Lern- und Leistungssituationen in den Hintergrund treten und irrelevant werden zu lassen (Gildemeister & Robert, 2008, S. 105).

Literatur
Budde, J., & N. Blasse (2014). Thematisierungen von Geschlecht in pädagogischen Kontexten. In V. Eisenbraun & S. Uhl (Hrsg.), Geschlecht und Vielfalt in Schule und Lehrerbildung (S. 13-28). Waxmann.
Frohn, J. (i. Dr.). Herausforderungen bei der Erforschung von Geschlechterkonstruktionen in qualitativen Interviews. In B. Zander, D. Rode, D. Schiller & D. Wolff (Hrsg.), Qualitatives Forschen in der Sportpädagogik. Beiträge zu einer reflexiven Methodologie. Springer VS.
Gildemeister, R. & Robert, G. (2008). Geschlechterdifferenzierungen in lebenszeitlicher Perspektive. Interaktion – Institution – Biographie. VS.
Mecheril, P., & Plößer, M. (2009). Differenz. In S. Andresen, R. Casale, Th. Gabriel, R. Horlacher, S. Lascher Klee, & J. Oelkers, (Hrsg.), Handwörterbuch Erziehungswissenschaft (S. 194-208). Beltz.
Rendtorff, B. (2013). „mitgedacht‘ – Geschlecht als diskursive Figur. In E. Kleinau & B. Rendorff (Hrsg.), Differenz, Diversität und Heterogenität in erziehungswissenschaftlichen Diskursen (S. 13-25). Budrich.

Hauptautor

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